Lässige, sportliche Looks sind auch in 2020 weiterhin voll im Trend. Nicht zuletzt bereichert die Neueröffnung des Snipes Stores in der Neuen Mitte Fürth Ende Mai die Innenstadt der fränkischen Stadt um ein neues Shoppingerlebnis. Neben den internationalen Brands hat Fürth aber auch lokale Fashion-Stars zu bieten: Zum Beispiel das Fürther Modelabel MNTNT, das auf sportlichen Streestyle und nachhaltige Wohlfühlprodukte setzt. Wir haben der äußerst sympathischen Creative Director Sorah Marlene Ghamin ein paar Fragen gestellt.
Wir kommt man auf die Idee, in Fürth ein Modelabel zu gründen?
Nun, Fürth ist unsere Heimatstadt. Hier sind wir zu Hause. Gerade in der Modewelt muss man viel reisen. Zum Glück erlaubt uns die heutige Zeit, dies auch digital zu tun. Deshalb: Warum nicht hier?
Sie werden das sicher häufig gefragt: Was bedeutet MNTNT?
MNTNT steht für das französische Wort Maintenant, also „jetzt“. Und das spiegelt genau unsere Philosophie wieder. Wir leben im Moment, im heute und hier.
Ich muss immer wieder nachschauen, in welcher Reihenfolge die Buchstaben stehen. Hand aufs Herz: Denken Sie manchmal, dass ein einfacher Name nicht besser gewesen wäre für die Bekanntheit?
(Schmunzelt). In der Tat werden wir immer wieder gefragt, was MNTNT bedeutet. Der Name ist aus einem Gefühl heraus entstanden. Auf einigen Kleidungsstücken der neuen Kollektion haben wir jetzt das Wort Maintenant ausgeschrieben. Es wird sich einprägen. Die Fragen werden jedenfalls langsam weniger.
Ich stell es mir in der heutigen Zeit nicht einfach vor, ein neues Modelabel bekannt zu machen? Was sind die größten Stolpersteine?
Das ist wohl wahr. Gerade als Startup ist es nicht immer einfach, die Anfangsphase ist hart. Zum einen, weil man so ziemlich alles selbst machen muss. Ich war früher angestellt in einer Modefirma. Ob Marketing, Vertrieb, Logistik – es gab für alles den richtigen Ansprechpartner. Das machen wir heute alles aus eigener Kraft, glücklicherweise noch unterstützt von einem Mitarbeiter, der alle Managementfragen übernimmt. Die Modebranche ist einfach auch ein hartes Business. Es passieren so viele neue Dinge, wir sind aber stolz, dass wir sie nach und nach erfolgreich meistern.
Neben Kreativität: Welches Rüstzeug braucht man, um ein Label aufzuziehen?
Ja Kreativität ist wichtig, auch Leidenschaft. Aber man muss sich einfach auch mit vielen rechtlichen Themen auskennen, Steuerrecht, die ganzen bürokratischen Dinge. Wie geht man mit Kunden um? Das Design kommt manchmal fast zu kurz.
Ich habe in einem anderen Artikel gelesen, Sie haben als Kind bereits mit Leidenschaft Kleider gezeichnet. Warum dann sportliche Streetware?
Ich bin eigentlich gar kein sportlicher Typ. Aber ich trage gerne sportliche Sachen, sie sind einfach total bequem. Man fühlt sich wohl darin. Glücklicherweise ist das in den letzten Jahren auch schick geworden. Die Leute tragen den sportlichen Look auch im Alltag, auf der Straße, im Gym, sogar an der Arbeit. Wir haben sogar eine Hose, die trägt bereits den Namen „Go to Work Suit“.
Was macht Ihre Produkte so besonders?
Wir machen absolute Wohlfühlprodukte. Jedes Teil soll ein Lieblingsteil werden. Da steckt von unserer Seite ganz viel Liebe drin. Außerdem setzen wir auf nachhaltige Baumwolle, vom Zertifikat her eines der Besten, die es auf dem Weltmarkt gibt. Wir haben hier viel recherchiert und sind da unglaublich stolz darauf.
In Ihrem Onlinestore setzen Sie unter anderem auf Begriffe wie Nachhaltigkeit. Was bedeutet für Sie nachhaltig? Und steht das nicht im Widerspruch zu einer immer schnelleren Modewelt, wo es immer wieder neue Kollektionen geben muss?
Nachhaltigkeit ist für uns sehr wichtig. Auch unseren Kunden, das merken wir immer wieder. Zum einen verwenden wir ausschließlich nachhaltige Baumwolle, zum anderen haben wir uns von den saisonalen Kollektionen entkoppelt. Früher, bei meinem ehemaligen Arbeitgeber, habe ich die saisonalen Kollektionen mit aufgebaut. Das war eine spannende Zeit und hat auch viel Spaß gemacht. Bei unserem eigenen Label wollen wir es aber anders machen. Wir wollen nicht so viele Kollektionen, so viele Produkte wie möglich auf den Markt bringen. Uns geht es um langlebige Lieblingsteile. So wählen wir zum Beispiel immer wieder die beliebtesten Stücke aus und bringen sie in neuen aktuellen Farben heraus.
Sie führen das Label zusammen mit Ihrem Mann Michael Oksman, der es 2018 gegründet hat. Sind Sie sich immer einig, was die Entwürfe und Produkte angeht?
Absolut. Michael lässt mir total freie Hand, was das Design angeht. Jeder konzentriert sich auf seinen Bereich. Wir arbeiten unheimlich gut zusammen.
Sie haben gerade Ihre dritte Kollektion auf den Markt gebracht. Haben Sie ein Lieblingsstück?
Lassen Sie mich kurz nachdenken. Ja habe ich. Einen grauen Girlfriend-Sweater mit einem Rückenausschnitt. Ein absolutes Wohlfühlteil. Im Sommer und Winter. Ein richtiges Allround-Piece. Im Übrigen arbeiten wir gerade an der vierten Kollektion, die dieses Jahr noch herauskommen soll. Es wird eine kleine und feine Sportkollektion werden, die wir auf Wunsch eines Kunden herausbringen.
Wen haben Sie vor Augen, wenn Sie ein Stück designen?
Eine schöne Frage. Meine zweite große Liebe (oder ist es die erste?) ist das Zeichnen. Ich zeichne unheimlich viel, inspiriert durch ganz viele Eindrücke, durch die Umwelt. Durch Musik, durch Fashionshows, durch Instagram. Durch das Zeichnen entstehen auch immer wieder unterschiedliche Personen.
Als Laie hat man ja romantische Vorstellungen von der Modewelt. Wie darf ich mir einen typischen Arbeitstag einer Creative Director vorstellen?
Das ist ganz unterschiedlich. Mal habe ich Kundenmeetings, bereite Shows vor. Dann kümmere ich mich auch viel um Logistik und bürokratische Dinge. Jeder Tag ist anders.
Sie haben eine Modenschau im Fitness-Studio Now Sports durchgeführt. Wie reagieren die Fürther auf ein lokales Modelabel?
Total überrascht. Ich merke das immer vor allem bei Shows oder wenn ich von einem unserem Kunden gefragt werde, ob ich zum Beispiel bei verkaufsoffenen Sonntagen als Designer vor Ort sein möchte. Die Leute sind unheimlich interessiert, vor allem auch an unserer Geschichte. Diese Erfahrung ist großartig. Wir sollten das auch viel mehr einbinden in unser Marketing. Dass ein Produkt aus der Region stammt, macht bei den Kunden viel aus. Es gibt Vertrauen. Und für uns ist auch das direkte Feedback wertvoll.
Sie vertreiben Ihre Produkte im Moment über Ihren Onlinestore. Sind andere Vertriebskanäle geplant? Können Sie sich sogar in der Neuen Mitte Fürth einen Pop-up Store vorstellen?
Unsere Produkte sind vor allem online erhältlich, aber auch in einem großen Fürther Modegeschäft. Über ein eigenes Geschäft oder einen Pop-up Store denken wir auch immer mal wieder nach. Das würde uns Spaß machen. Bis dahin wird es aber immer mal wieder Shows geben, wo die Kunden auch erste Teile der Kollektion erwerben können. Das ist ja im Prinzip auch schon so etwas wie ein Pop-up Store.
Wagen wir einen Blick in die Zukunft. Wo sehen Sie sich und Ihr Label in 10 Jahren?
Auch eine interessante Frage. Wir befinden uns auf einer Reise, bei der wir nicht wissen, wo sie hingeht. Wir machen viel intuitiv, das kann sicher auch mal schiefgehen. Aber wir sind offen und aufgeregt für das, was uns erwartet. Und wir freuen uns über jeden noch so kleinen Erfolg.
Bildmaterial © MNTNT