Morgen ist es wieder soweit: Fürth verbannt die Autos aus dem innerstädtischen Raum, genauer gesagt von der Fürther Freiheit, um den öffentlichen Raum für Menschen zurückzuerobern. Die Neue Mitte Fürth sprach im Vorfeld mit einem der Organisatoren, Fabian Kittel, über die Grundidee, geplante Aktionen in Fürth und die Chancen, die sich für Stadtbewohner, aber auch Gewerbetreibende durch eine autofreie Zone ergeben.

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Was hat es mit Idee auf sich?

Der Parking Day wird seit 2005 international begangen. Die Idee einer Gruppe in San Francisco, einen Tag lang Parkplätze in Parks und Cafés umzuwidmen, fand Nachahmer in Umweltinitiativen aus Montreal, Dublin etc.. Als zum Beispiel der Times Square in New York am Parking Day einen Tag lang in eine Fußgängerzone umgewandelt wurde, fand das so viel Anklang, dass ein Teil des Times Square nun dauerhaft Fußgängern vorbehalten bleibt. Die Idee ist, dass die Innenstädte, die überall, aber auch gerade hier in Fürth seit den 60ger Jahren sehr stark autogerecht gemacht wurden, für die Menschen heute wieder attraktiver werden sollen. Um das weiter voranzutreiben, gibt es den seit 2005 international den Parking Day als jährlich begangenen Aktionstag zur Reurbanisierung von Innenstädten.

Der internationale Parking Day findet in der Regel jährlich am 3. Freitag im September statt. Wegen den Vorarbeiten zur Michaelis-Kirchweih werden in Fürth am 13. September – schon eine Woche vorher – Parkplätze zum öffentlichen Raum umgewandelt: Als grüne Oase, Sitzfläche und Kommunikationsort mit Raum für Spiele und Gespräche. Außerdem werden Informationen verschiedener Organisationen geboten. Unter anderem wird eine Untersuchung vorgestellt, wie viel vorhandener Parkraum überhaupt genutzt wird. Dazu wurden Parkplätze in Parkhäusern gezählt und festgestellt, dass die Autos auf der Fürther Freiheit ohne weiteres in den umliegenden Parkhäusern freie Parkplätze finden würden, die in der Untersuchungszeit nicht benutzt wurden. Es gibt viele Untersuchungen weltweit, die besagen, dass die Fahrzeugnutzungsdauer eines PKWs am Tag durchschnittlich nur eine Stunde beträgt, die restliche Zeit steht das Auto. Deshalb sind morgen unter anderem auch Carsharing-Anbieter dabei und informieren Bürger über die Nutzung dieser Fahrzeuge. Der Aktionstag Mobilität, der in der Europäische Mobilitätswoche am 22. September rund um den Kohlenmarkt in Fürth stattfindet, wird etwa auch über den Umstieg auf Carsharing Modelle informieren.

Wie ist Umsetzung in Fürth geplant?

Am Samstag 13. September ist ab 15:00 Uhr auf der Fürther Freiheit einiges geboten: Liegestühle zum Ausruhen, Spiele, Improvisationstheater, Tanz und Musik von drei verschiedenen Bands. Der Sinn des Parking Day besteht auch darin, den öffentlichen innerstädtischen Raum wieder mehr für menschliche Kontakte zu nutzen. Ein Parkplatz ist keine kommunikative Fläche.

Die Initiative Interkulturelle Gärten e.V. ist auch mit von der Partie. Wenig genutzte Brachflächen, die von der Stadt zur Verfügung gestellt wurden, werden von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen bepflanzt. Diese Gärten sind an der Uferpromenade Fürth, in der Friedensanlage an der Flussaue der Pegnitz und in der Gaußanlage im stark bebauten Stadtteil Hardhöhe zu finden. Zudem wird der Bund Naturschutz vertreten sein und eine mobile Fahrradwerkstatt, die gleich vor Ort Fahrräder richtet und vorführt, wie man sein Fahrrad selbst fahrbereit halten kann. Es werden Ideen für eine bessere Ernährung vorgestellt, die Lebensmittelretter bieten vor der Vernichtung gerettete Lebensmittel für Alle an, das Fürther Friedensforum informiert über ein Zusammenleben ohne Krieg und das Fürther Sozialforum macht die Belange der ärmeren Bevölkerung sichtbar. Die Parteien Die Grünen und Die Linke stellen Ihre Vorstellungen zur Verkehrspolitik vor, Blue Pingu bringt Nachhaltigkeit auf die Straße und stößt verschiedene Aktionen für eine lebenswerte Umwelt an, das Netzwerk Kinderfreundliche Stadt macht zusammen mit Kindern und Jugendlichen Vorschläge, wie die Stadt kinderfreundlicher gestaltet werden kann und die Buchhandlung Bücher Edelmann stellt einen Büchertauschplatz zur Verfügung. Ein Café-Fahrrad gibt gegen Spenden Kaffee aus und wirbt für das Engagement von ehrenamtlich tätigen Menschen. Dieses Fahrrad ist sonst im Sommer jeden Sonntag auf dem städtischen Friedhof zu finden und wird durch das Freiwilligenzentrum Fürth betrieben. Der Fürther Friedhof ist mit diesem Angebot um eine Gelegenheit reicher, an diesem Ort der Trauer mit Mitbürgern ins Gespräch zu kommen. Weiter dabei sind etwa auch die Initiativen Families for Future und Fridays for Future mit ihren Initiativen für ein besseres Klima sowie der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) und der VCD (Verkehrsclub Deutschland) zum Thema ‚Wie kann man die Stadt fahrradfreundlicher gestalten‘.

Sie sehen – es ist am Fürther Parking Day am 13. September auf der Fürther Freiheit viel Interessantes geboten.

Viele denken immer Innerstädtischer Konsum funktioniert nicht ohne Auto? Wirklich?

Bei einem gut ausgebautem Öffentlichen Nahverkehr kann Einkaufen in der Stadt auch für viele Menschen ohne Auto in Frage kommen. Es gibt sicherlich Gruppen wie Menschen mit Gehbehinderung, die im Einzelfall ein Auto für die Fahrt in die Stadt benötigen. Aber die meisten Menschen können gerade in kleineren Städten wie Fürth den öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad sehr gut nutzen. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, innerstädtische Geschäfte ohne Auto zu erreichen. Autoverkehr bringt Lärm und Schmutz, verbraucht extrem große Flächen und hat über etwa über Unfallfolgen und Abgase auch negativen Einfluss auf unser aller Gesundheit. Außerdem gilt es in der heutigen Zeit besonders bewusst die Ressourcenverschwendung einzudämmen. Vermeidbare PKW-Nutzung zu reduzieren, wäre ein erster Schritt. Durch attraktive Mobilitätsangebote kann das Auto durchaus zur Nebensache werden. Hier gibt es auch in Fürth im ÖPNV Verbesserungsmöglichkeiten, wie mehr Haltestelle in der Nähe des Wohnortes und eine bessere Taktung des öffentlichen Nahverkehrs, besonders abends und am Wochenende. Fahrradwege könnten besser geplant, gekennzeichnet und durchgängig befahrbar gemacht werden.

Welche Chance haben solche Ansätze in Zeiten des Online-Konsums und zurückgehenden Einzelhandels?

Solche Ansätze müssen sein, weil der Einzelhandel gegenüber des Internets in der Defensive ist. Je attraktiver die Innenstädte sind, desto attraktiver ist das auch für den Einzelhandel – und die Kunden kommen zurück. Verbesserte Mobilitäts- und Informationsangebote, zusätzlicher Service wie zum Beispiel auch Sammelstellen für Einkaufstüten ganzjährig, Ruhezonen in den Fußgängerzonen und Geschäften und vieles mehr tragen auch zum Wohlfühlen in der Innenstadt bei. Innenstädte sind attraktiv, wenn man gut hinkommt , ein gutes Angebot für alle Bedürfnisse gemacht wird und wenn man gut und gerne verweilen kann.

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